Mythos: Wahr oder Falsch?

“Jungs wollen immer, Mädchen nie”

Dass Jungs immer können, immer wollen und an Nichts anderes denken als an Sex?

Dieser Mythos hält sich hartnäckig. Und egal, wie wir die Mythen rund um Jungs und ihre Erektionen drehen und wenden – sie laufen immer auf dasselbe hinaus: Jungs haben mehr Lust auf Sex als Mädchen. Aber wer hat die Mädchen eigentlich mal gefragt?
Über Mädchen gehen die Erzählungen oft in die komplett andere Richtung. Sie hätten weniger Lust auf Sex, befriedigen sich nicht selber und würden keine Pornos schauen (Spoiler: Alles falsch). Mädchen, die ihre sexuelle Lust zeigen oder sich dazu äußern, werden in unserer Gesellschaft oft mit dem Wort „Schlampe“ betitelt. Das Wort ist extrem abwertend und hat sich als Beleidigung in den Sprachgebrauch geschlichen – es beschreibt eine weiblich gelesene Person, die sich der Gesellschaft zufolge unsittlich oder unmoralisch verhält. Also nicht den gesellschaftlichen Vorstellungen entsprechen würde.
Menschen als Schlampe zu betiteln, ist nicht nur beleidigend, sondern außerdem sexistisch. In diesem Beispiel taucht Sexismus auf, weil weiblich gelesene Personen aufgrund ihres zugeschriebenen Geschlechts abgewertet werden. Männer und Jungs würden diese Zuschreibung grundsätzlich nicht erhalten, wenn sie ihre sexuelle Lust zeigen oder erzählen, mit wie vielen Personen sie schon Sex hatten – gesellschaftlich gilt das eher als heldenhaft.

Auch Mädchen haben Lust. Nur ist es als Mädchen in unserer Gesellschaft schwieriger, das offen zu zeigen.
Jungs stehen oft unter Druck, wenn es um das Thema Lust geht. Aussagen wie „Jungs haben doch immer Bock!“ vermitteln Jugendlichen, dass es normal sei als Junge immer erregt zu sein. Das stimmt aber nicht. Auch das Gegenteil ist normal.

Ob und wie viel Lust Jungs im Vergleich zu Mädchen haben? Das lässt sich gar nicht so einfach beantworten. Wie viel Lust Menschen generell haben, kommt nämlich unter anderem auf die eigene Hormonausschüttung an. Menschen mit Penis haben zum Beispiel oft mehr Testosteron als Menschen mit Vulva/Vagina. Testosteron ist ein Geschlechtshormon. Oft wird es als Sexualhormon bezeichnet – und mit dafür verantwortlich gemacht, dass Menschen mehr oder weniger Lust auf Sex haben. Je nach Testosteronspiegel (also wie hoch der Anteil an Testosteron im Körper ist).
Nur weil Testosteron aber häufiger in Verbindung mit dem Penis auftaucht heißt das nicht automatisch, dass diese Menschen auch direkt mehr Lust haben. Aber warum? Schließlich klingt das doch in der Theorie ziemlich logisch? Für die Erklärung machen wir einen Schritt zurück zum Ausgangsmythos: „Jungs wollen immer, Mädchen nie“.

Theorien bestätigen nicht immer die Praxis. Und deswegen müssen auch theoretische Studien mit der praktischen Lebensrealität verglichen werden. In diesem Fall mit der Lebensrealität von Jungs und Mädchen.
Ein Beispiel: In deiner Stadt oder deinem Dorf laufen mega viele unterschiedliche Menschen herum. Mit verschiedenen Haarfarben, Kleidungsstilen oder mit unterschiedlicher Musik im Ohr. All diese Menschen bilden unsere Gesellschaft ab. Jede*r ist individuell. Diese Individualität gilt auch zum Beispiel für die sexuellen Vorlieben von Menschen. Manche davon schauen vielleicht gerne Pornos, andere lesen zur Erregung gerne erotische Romane. Manche davon befriedigen sich gerne selbst, andere nicht. Vielleicht, weil sie einfach keine Lust dazu haben. Und hier sind wir wieder beim Thema. Denn: Manche Menschen haben weniger Lust auf Sex, andere mehr.
Es gibt sowohl Jungs und Mädchen, die wenig bis keine Lust auf Sex haben – als auch Jungs und Mädchen, die viel bis sehr viel Lust auf Sex haben. Der Mensch lässt sich nicht immer in klare Kategorien einteilen.

Der Mythos „Jungs wollen immer, Mädchen nie“ ist und bleibt ein Mythos: Denn diese Erzählung ist falsch. Lust zu haben hängt von vielen Faktoren ab. Aber nicht davon, ob du ein Junge oder Mädchen bist.

Genug Hokuspokus! 🔮

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